Restaurants in Lyon – Tipps für Genießer

Lyon: Die Mutter aller Fressstädte – dieses Etikett könnte man der ehrwürdigen Stadt an den Flüssen Rhône und Saône durchaus umhängen.

Schließlich ist sie die Heimat des Gastronomiedenkmals Paul Bocuse und auch sonst dreht sich viel um‘s gute Essen und Trinken, sehr viel sogar!


Lyon ist die drittgrößte Agglomeration Frankreichs, nur Paris und Marseille sind größer. 


Da unser diesjähriger Sommerurlaub in die Provence führen sollte, war nach dem ersten Blick auf die Reiseroute klar: Wir machen Halt in Lyon.

Und ich muß ich hier auch gleich gestehen: Die kulturellen Aspekte Lyons, die zweifelsohne reichlich vorhanden sind, waren völlig nachrangig.

Der eindeutige Fokus lag auf: Essen und Trinken 🙂 Banausentum a la Gourmet war angesagt.

Was uns ein Naserümpfen der Baedecker-Touristen einbringt, ist jedoch euer Vorteil: Hier kommen heiße Tipps für Restaurants in Lyon!

Restaurants in Lyon – gut zu wissen

Die Restaurants in Lyon lassem sich grob in drei Gruppen aufteilen:

Die Sternerestaurants

Hier ist natürlich an erster Stelle Paul Bocuse zu nennen. Allerdings wird hier ein gastronomisches Denkmal verwaltet.

Innovationen sind nicht gefragt und einigen Berichten zufolge handelt es sich eher um eine Art gastronomisches Disneyland.

Paul Bocuse Wandmalerei Les Halles Lyon

Thront über allem in Lyon: Paul Bocuse


Interessanter wäre vermutlich (nicht getestet) das Lokal „La Mère Brazier“, eine Institution in der Bocuse gelernt hat. Inzwischen von einem hochtalentierten Koch, Mathieu Viannay, geführt und mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Die Bouchons

Bouchons sind eine Eigenheit Lyons. Einfache Lokale, die sich der deftigen Küche verschrieben haben. Oft gibt es Innereien und traditionelle Spezialitäten der Stadt.

Kalorienreich und sättigend – da wir bei unserem Besuch durchweg Temperaturen jenseits der 35 Grad Marke hatten, nicht die ideale Küche. Das hebe ich mir für den zweiten Besuch in Lyon auf.

Die Pflege dieser Tradition wird sehr ernst genommen und es gibt ein eigenes Qualitätslabel für diese Art von Gaststätten: Les Bouchons Lyonnais

Die jungen Bistros und Restaurants

Zwischen Sternerestaurant und Bouchons tat sich lange Jahre nicht viel in Lyon.

Seit einiger Zeit gibt es jedoch mehr und mehr junge Köche, denen zum einen das Zeremoniell der Sterneküche zu überkommen erscheint, die jedoch zum anderen nicht auf hohe Qualität bei Zutaten und handwerkliches Können bei der Zubereitung verzichten wollen.

Der Trend nennt sich Bistronomie und hat sich von Paris aus in Frankreich ausgebreitet.

Junge experimentelle Restaurants in Lyon – serviert mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis.

Hier habe ich drei Tipps mitgebracht (mehr kann man in zwei Tagen Aufenthalt auch nicht erwarten, oder?)

Innovative Restaurants in Lyon

Le Jean Moulin – Tipp Nr. 1

Wie gut dass das erste Lokal auf meiner Liste fußläufig zum Hotel lag. Bei 37 Grad Außentemperatur und 800 km Autofahrt wollten wir uns größere Expeditionen am ersten Abend in Lyon nicht mehr zumuten.

Die Rue Gentil war dann auch schnell gefunden. Und dann: das wiederkehrende Wunder echter gastronomischer Kultur.

Ein winziges Lokal auf zwei Ebenen, man wird herzlich willkommen geheißen von professionellem Personal (obwohl wir nicht reserviert hatten). Es duftet wunderbar nach Essen, fröhliches Stimmengewirr, volle Weingläser auf den Tischen.

Ein Blick in die offene Küche verrät Professionalität – ernsthaftes Tun bei den Köchen.

Kurze Zeit später steht eine Flasche Rosé auf dem Tisch, nichts belangloses, nein Rosé kann auch richtig gut schmecken und wir starten ins Menü:

Als Vorspeise gabe es eine herrlich erfrischende Gazpacho mit einem Crostino (belegt mit Kapernäpfel, Kirschtomaten und einer Art Chorizo).

Als ich auf der Karte das Zauberwort Ris de Veau gelesen hatte war die Wahl des Hauptgangs klar: Ein großes Stück gebackenes Kalbsbries mit Karotten Mousseline und einer kräftigen Sossenreduktion. Ha – das ist Frankreich!

Dessert Milchreis im Restaurant Le Jean Moulin Lyon

Milchreis in Vollendung


Zum Dessert wurde uns ein perfekter … ja: Milchreis serviert.

Riz au lait mit Karamellsauce und Erdbeereis. Kein besserer Abschluß wäre denkbar – Lyon, wir sind dir gleich verfallen!


Restaurant Le Jean Moulin

22, rue Gentil 69002 Lyon
Tel : +33 4 78 37 37 97
www.lejeanmoulin-lyon.com

Das 3-gängige Menü kostet 28,90 (Kalbsbries mit 8 Euro Aufschlag)


Der nächste Abend – das nächste Lokal

Café Sillon – Tipp Nr. 2

Bereits die Webseite machte uns neugierig, so dass wir uns in den 7. Bezirk Lyons aufmachten.

Schon nicht mehr ganz so schick, aber die volle Lebenslust auf den Strassen (kein Wunder, Freitag Abend und über 30 Grad).

Als wir am unscheinbaren Lokal ankommen: Alle Plätze besetzt.

Die charmante Empfangsdame meinte, dass es heute auch ein besonderes Menü gäbe und nach kurzem Nachfragen in der Küche konnte sie uns nur einen Platz an den Außentischen anbieten. Egal – nun waren wir doch schon hier.


Die Karte, gedruckt auf braunem Packpapier (erinnert mich irgendwie ans Nobelhart & Schmutzig) machte schon neugierig und verriet nicht zuviel. Die genannten Zutaten ließen aber durchblicken: Hier wird kreativ kombiniert.

Leider geriet der Service ob des Ansturms etwas ins Schlingern und auch die Gerichte ließen etwas Feinabstimmung vermissen.

Es gab Muscheln mit Oliven, Salicorn und Johannisbeeren als Vorspeise. Zum Hauptgericht Rochenflügel mit Karotten, Weinbergspfirsich, Fenchel und Sesam. Und als Abschluss ein Dessert mit Basilikum, Paprika und Brombeeren.

Hm – das alles hinterließ an diesem Abend keinen bleibenden Eindruck, aber diesem Lokal würde ich eine zweite Chance geben.

Wir trösteten uns mit einer sehr interessanten Flasche Anjou aus Bioanbau vom Weingut Pithon-Paillé. Wie gut doch Chenin Blanc schmecken kann…


Café Sillon

Avenue Jean Jaurès, 69007 Lyon
Telefon: +33 4 78 72 09 73
www.cafe-sillon.com

Das Menü kostet 39,- Euro pro Person, Reservierung unbedingt ratsam.


L’Ourson qui boit – Tipp Nr. 3

Ohne Reservierung in eines der beliebtesten jungen Restaurants in Lyon? Wer wagt, gewinnt!

Wir haben tatsächlich mittags noch einen Tisch im Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen („Der Bär, der trinkt“) ergattert. Kurze Zeit nach unserer Ankunft wurden die Gäste ohne Reservierung reihenweise wieder weggeschickt.

Restaurant L'ourson qui boit lLyon

Kein Geheimtipp mehr: L’ourson qui boit in Lyon


Das Lokal ist nicht ohne Grund so beliebt. Chefkoch ist der Japaner Akira Nishigaki, der seine Ausbildung in Frankreich genossen hat, und nun in seinem eigenen Lokal französische und japanische Küche kombiniert.

Keine wilde Fusion-Küche, sondern präzise Zubereitung mit tollen Produkten und fernöstlichen Einflüssen.

Speisekarte Mittag Restaurant L'ourson qui boit

Tagesaktuelles Menü zum Hammerpreis


Neben einem wirklich exzellentem Preis-Leistungsverhältnis ist auch der Service flink und zuvorkommend.

Sogar der Spüler, den ich von meinem Platz aus immer wieder beobachten konnte, ging seiner Tätigkeit mit einer Hingabe nach, die einfach erstaunlich war.

Vorspeise L'ourson qui boit

Geschmack pur – Vorspeise im L’ourson qui boit


Unser Menü war leicht (zur Erinnerung: wir hatten 35 Grad), geschmacksintensiv mit interessantem Aromenspiel. Ein Mittagessen, nach dem man auf die Strasse tritt und denkt:

Ja das Leben ist schön – äh pardon: La vie est belle 😉


Restaurant L’Ourson qui boit

23 Rue Royale, 69001 Lyon
Tel : +33 4 78 27 23 37
http://oursonquiboit.fr

Das 3-gängige Mittagsmenü kostet 18,- Euro (Abendmenü geringfügig teurer), Reservierung empfohlen


Leider verflogen die zwei Tage in Lyon viel zu schnell, aber weitere kulinarische Empfehlungen gibt es in Kürze in einem zweiten Blogartikel.

Plant schon mal eure Reise nach Lyon!

Eine Antwort

  1. Henkelmann