Imker in Nürnberg – Bienen am Neuen Museum [Interview]

Imkern in der Stadt ist schwer angesagt. Warum dies nicht uneingeschränkt positiv ist und noch vieles mehr zum Thema Stadtimkern habe ich im Interview mit Bernd Kobr erfahren.

Er ist einer der Imker, die im Nürnberger Stadtgebiet Bienenstöcke besitzen. Bernd setzt dabei auf exponierte Stellen, so dass die Stadt quasi durch den besonderen Geschmack des Honigs erlebbar wird.

Seit wenigen Wochen ist nun das Dach des Neuen Museums Nürnberg ein weiterer Standort seiner „Stadt“-Bienen.

Imker Bernd Kobr aus Nürnberg Portrait

Imker in Nürnberg: Bernd Kobr

 

Stadtimker Bernd Kobr aus Nürnberg im Gespräch

Hallo Bernd, danke für die Möglichkeit, dich hier direkt am Dach des Neuen Museums zum Thema Stadtimkern zu befragen. Gleich mal zu Anfang: Wie kommt man eigentlich darauf Imker zu werden – hast du dich vom allgemeinen Trend anstecken lassen?

Nein, ich bin eigentlich schon familiär vorbelastet. Schon meine Großeltern hatten Bienen und mein Vater ist auch Imker, so dass ich schon immer mit dem Thema vertraut war. Vor zwei Jahren habe ich nun selber angefangen mit der Imkerei.

Kann eigentlich jeder Imker werden? Gibt es da Zulassungsvorrausetzungen, braucht man irgendwelche Genehmigungen?

Nein, Imker kann jeder werden. (Lacht) Man sollte halt keine Bienenallergie haben – wobei ich sogar Imker mit Allergie kenne. Ich empfehle einen Imkerkurs mitzumachen, hier erfährt man in Theorie und Praxis wie man mit Bienen umgeht. Und man sollte vielleicht auch kein hektischer Mensch sein, Hektik mögen Bienen überhaupt nicht…

Rauchender Smoker des Imkers

Kein Imker ohne Smoker


Und was braucht man als Ausrüstung – hier sehe ich schon so eine Rauchkanne rumstehen…

Ja genau, der sogenannte Smoker, ganz wichtig bei der Kontrolle der Bienenstöcke. Zusätzlich braucht man noch Handschuhe, den Kopfschutz, einen Stockmeißel und die Beuten (Anmerkung: Das Bienenhaus). Ja und natürlich mindestens ein Bienenvolk. Insgesamt halten sich die Ausgabe sehr in Grenzen.

Deine Bienenvölker sind ja im Stadtgebiet Nürnberg verteilt – wie viele Völker hast du eigentlich?

Insgesamt sind es derzeit sieben Völker.

Als Laie hat man ja immer Angst davor, dass man von den Bienen gestochen wird. Wie oft wirst du als Imker eigentlich gestochen?

Normalerweise wird man sehr selten gestochen, mit Schutzkleidung und Smoker kann nicht so viel passieren. Hier am Standort Neues Museum wurde ich zum Beispiel noch gar nicht gestochen.

Imker kontrolliert die Bienenwaben

Prüfender Blick auf die Waben

 

Imkern in der Stadt – oft besser für die Bienen

Das Thema Stadtimkern ist ja momentan in aller Munde, was ist eigentlich das Besondere daran?

Die Bienen sind ja ein Teil der Natur und machen so die Verbindung von Natur und Stadt sichtbar. Sie bereichern das Leben in der Stadt und zeigen dass die Stadt auch gar kein naturfeindlicher Ort sein muss.

Gibt es deswegen dann eigentlich einen Unterschied zwischen Stadt- und Landimkerei?

Ja den gibt es wirklich. Die Bienen haben es in der Stadt oft besser, weil sie viele unterschiedliche Nahrungquellen haben, im Gegensatz zu den Monokulturen am Land. Hier blüht dann z.B. nur der Raps und dann ist es vorbei.

Eigentlich könnte man ja meinen, dass die ganzen Luftschadstoffe in der Stadt den Bienen eher schaden. Ist das wirklich so?

Das gefährliche sind eher die ganzen Pestizide und davon gibt es in der Stadt kaum welche. Die Bienen sind natürlich der mitunter schlechten Luft ausgesetzt, aber eine Biene wird ja nur 4 – 6 Wochen alt. Im Honig selbst sind auch in der Stadt keine Schadstoffe nachweisbar.

Imker zeigt Rahmen mit Bienen und Waben

Auch ein architektonisches Meisterwerk: Die Bienenwaben

 

Bienen im Neuen Museum – ein besonderer Standort

Wie bist du den auf den Standort Neues Museum gekommen?

Ich gebe ja zu, da wurde ich ein bisschen inspiriert von einem Imker der auf der Tate Modern in London Bienen hält. (Hier mehr dazu) Ich finde die Verbindung des besonderen Genius loci hier, also das Museum als kultureller Ort und den Bienen als Teil der Natur besonders interessant.

Wohin fliegen die Bienen von hier aus?

Die müssen eigentlich nicht weit fliegen, hier Richtung Bahnhof sind Robinien und auch im Stadtgraben blüht so einiges. Aber sie könnten auch bis zu 3 km weit fliegen um Nektarquellen zu finden.

Bienen beim Anflug auf die Bienenstöcke

Reger Verkehr: die Bienenstöcke

 

Die Honigernte – Geschenk der Natur

Besonders interessant ist natürlich: Wie oft kann man hier dann Honig ernten bzw. mit welcher Menge ist überhaupt zu rechnen?

Das hängt ein bisschen von der Natur ab, ich habe an diesem Standort auch noch keine Erfahrungswerte. Ich schätze wenn alles gut läuft, sollten so ca. 15 kg Honig pro Volk bleiben.

Und was passiert dann damit?

(Lacht) Den esse ich dann selber auf… Nein das mache ich natürlich nicht! Ein Teil soll über den Museumsshop verkauft werden und auch über meinen Online-Shop Stadtgold Honig soll man ihn kaufen können.

Was wäre dein Wunsch für die Zukunft des Stadtimkerns?

Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen für das Thema Bienen sensibilisiert werden und erkennen wie wichtig Bienen für die Natur und damit auch für uns Menschen sind. Jeder der sich ernsthaft für die Imkerei interessiert ist willkommen und kann mich gerne für weitere Infos ansprechen!

Nun meine obligatorische Schlußfrage: Was machst du eigentlich wenn du dich nicht mit Bienen beschäftigts?

Also beruflich bin ich als Webdesigner tätig und in meiner Freizeit bin ich sehr viel draußen unterwegs. Ich interessiere mich auch für das Thema Essen und Genuß – also das was bei dir im Blog zu lesen ist.

Vielen Dank Bernd für das aufschlußreiche Gespräch – ich bin schon sehr gespannt wie der Honig schmecken wird!

Imker kontrolliert die Bienenstöcke auf dem Dach des Neuen Museums

Bienen am Dach des Neuen Museums

3 Kommentare

    • foodflaneur