Drei Weine auf einen Streich! Bei meinem Kurzurlaub in Südtirol konnte ich einige neue tolle Weine entdecken, obwohl es ja eigentlich ein Skiurlaub sein sollte. Aber was tut man nicht alles für seine Blogleser – selbstlos werden aufopferungsvoll allerlei Weine verkostet. Und: es hat sich gelohnt!
Wein aus Südtirol – eine Erfolgstory
Ich verfolge die Entwicklung in der Region Südtirol nun schon einige Jahre, eigentlich schon Jahrzehnte. Die Winzer und auch die dort stark vertretenen Genossenschaften erkannten frühzeitig, das Qualität statt Quantität das Gebot für die Zukunft ist. Und so ist die durchschnittliche Weinqualität heute mehr als beachtlich. Zu dem gibt es interessante autochthone Rebsorten, die gepaart mit mikroklimatischen Besonderheiten und unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit, sehr spannende Weine ergeben.
Nun aber ran ans Glas: Es gibt drei völlig unterschiedliche Weine zu verkosten!
„Staves“ Merlot Riserva 2012 – Weingut Kornell, Florian Brigl
Merlot wird gemeinhin als Rebsorte für Einsteiger gesehen: Gefällig, mit wenigen Kanten, dabei fruchtig und gehaltvoll. Nun ja, hat alles seine Berechtigung. Wenn sich aber der Winzer mit Merlot etwas zutraut, dann macht er eine Riserva. Strenge Selektion und die kostenintensive Lagerung im Holz lassen hier einen saftigen Merlot entstehen, den man nicht gleich wieder vergisst.
Trotz seiner fast üppigen Fülle – schwarze Beeren, Zwetschgen und ein Hauch Bitterschokolade kommt einem im Glas entgegen – besitzt er ein erstaunlich gut integriertes Tanningerüst. Ein schöner Essensbegleiter also, nicht nur auf Röstaromen fixiert wie etwa ein Cabernet Sauvignon. Kritiker könnten bemerken: Zu international, zu wenig regionaltypisch. Egal, wir sind hier nicht bei den Dogmatikern!
Ein paar Eckdaten zum Wein:
- Terroir: Porphyrverwitterungsböden
- Ertrag: 45 hl/Hektar
- Vinifikation: 12 Tage Maischegärung
- Ausbau: 22 Monate in Barrique und Tonneau (das sind die großen Holzfässer)
- Preis: ca. 18,- Euro im Einzelhandel vor Ort
Ich kannte das Weingut vorher nicht, nun ist es auf meiner Südtirol-Watchlist! Da gibt es noch mehr zu entdecken und auch der Internetauftritt ist sehenswert: hier entlang!
Und weiter geht´s mit:
Manna 2010 – Franz Haas
Winzer Franz Haas ist schon ein Urgestein der Südtiroler Qualitätsbewegung. Beständige Qualität, überzeugendes Sortiment und *hüstel* interessante Weinetiketten. Aber uns interessiert ja der Flascheninhalt. Hier ist es eine Weißweincuvée, aus den Rebsorten Riesling, Chardonnay, Gewürztraminer und Sauvignon. Also ein Wein quasi aus den vier Aroma-Musketieren unter den Rebsorten – logisch, dass der schmeckt.
Frisch eingeschenkt riecht man einen Hauch der feinen Riesling-Fruchtigkeit, dann rollt eine breitere Fruchtfülle an (hallo Gewürztraminer), ein frischer Hauch Grasigkeit (Sauvignon) weht herein und das alles ruht auf solidem Fundament (Chardonnay – hier paßt du doch rein!). Der Wein spielt sein Potenzial als Essenbegleiter voll aus: geht zu Suppen, Gemüse, Kräutern. Wäre wohl auch was zur japanischen Küche. Wir tranken ihn zu diversen Gängen, er war immer überzeugend. Zu rotem Fleisch würde ich ihn nicht nehmen, dafür ist er zu schade!
Interessant zu wissen:
- Terroir: Dolomit-, Porphyr-, Sand- und Mergelböden
- Ertrag: 45 bis 55 hl/Hektar
- Vinifikation/Reife: Chardonnay und Sauvignon im Barrique, Riesling und Gewürztraminer im Edelstahl. Die Weine liegen 10 Monate auf der Feinhefe.
- Preis: ca. 20,- Euro vor Ort
Den Wein hat Franz Haas übrigens seiner Frau gewidmet, sie heißt Luisa Manna. Tolle Frau vermutlich… Im Web gibt´s noch mehr zu erfahren, zum Manna und dem restlichen Sortiment: hier!
Jetzt noch durchhalten für:
Pinot Nero (Blauburgunder) Riserva „St. Daniel“ 2012 – Kellerei Schreckbichl
Ein Pinot Nero muss doch sein in Südtirol. Hier kann jeder Winzer zeigen was er drauf hat, denn die Rebsorte ist heikel – kein Selbstläufer! Und wenn die Weine gelingen, sind sie von wunderbarer Eleganz. Übrigens nicht nur in Südtirol, sondern auch in Deutschland (vom Burgund wollen wir gar nicht sprechen hier, gell!). Schreckbichl war und ist eine Bank für Qualität, hier haben mich schon vor 20 Jahren die Lafoa Weine umgehauen (sparsam zugeteilt, 2 Flaschen habe ich bekommen vom Cabernet).
Wir tranken den „St. Daniel“ zu einem Sous-vide gegartem Hirschfilet und das war eine wunderbare Kombi. Die kühlen Aromen aus der mit Wacholder gewürzten Sauce haben sich schön vermählt mit der ätherischen Fruchtigkeit dieses Weins. Der Alkohol war wunderbar eingebunden, und deshalb war, schwupps, die Flasche leer!
Ein paar Daten:
- Terroir und Klima: Vulkanische Böden, starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht
- Ertrag: 45 hl/Hektar
- Vinifikation: Kurze Maischegärung
- Ausbau: 2/3 im großen Holzfass und 1/3 in Barriques für jeweils 12 Monate
- Preis: sensationelle 12,- Euro vor Ort
Der Wein stammt aus der Praedium-Linie. So werden die mittleren Weinqualitäten von Schreckbichl bezeichnet. Das Sortiment der Kellerei ist groß und es gibt auch ein sehenswertes Kellerei Gebäude vor Ort. Ich hab´s leider noch nicht gesehen, aber hier bekommt man einen Eindruck!
So, ich hab jetzt wieder richtig Lust auf Weine aus Südtirol bekommen. Ich hoffe ihr auch! Und entschuldigt die schlechte Bildqualität: dunkel war´s, der Mond schien helle…