Wein aus Istrien | Verkostungsnotizen

Der Urlaub in Istrien brachte nicht nur eine Vielzahl kulinarischer Erlebnisse (siehe hier und hier) sondern erneut postitive Überraschungen über die Qualität der kroatischen Weine.

Ich fand es mindestens ebenso spannend neue Weine zu verkosten wie regionaltypische Zutaten zu verkochen. Ich stelle hier mal einige typische Weine vor, die Liste ist natürlich streng subjektiv und keinesfalls erschöpfend.

Kroatischer Weinspruch im Supermarkt

Am Supermarktregal: „Im Wasser sieht man sein Spiegelbild, im Wein die Herzen der anderen.“

 

Wein aus Istrien – einige Gedanken vorab

Istrien als Region hat eine uralte Tradition im Weinbau. Sowohl Terroir als auch Klima bilden schon immer die Grundlage für hervorragende Weine. Die Nähe zu den Regionen Friaul in Italien sowie den slowenischen Karstgebieten läßt erahnen, welches Potenzial hier vorhanden ist.

Leider (oder Gottseidank?) sind die erzeugten Mengen nicht sehr groß und die Preise auch nicht mehr günstig, so dass istrische Weine (wie auch generell kroatische Weine) international kaum wahrgenommen werden. Gleichzeitig ist die Qualitätsorientierung bei der Erzeugung erst wenige Jahre alt. Zu Zeiten des jugoslawischen Sozialismus galt – wie so oft – die Maxime „Menge vor Qualität“.

Die Betriebe haben die fehlende Tradition allerdings positiv interpretiert, fernab aller Konventionen gehen sie mutig an neue Konzepte heran. So ist es nicht verwunderlich, dass auch einige der besten „Orange Weine“ inzwischen aus Istrien kommen.

Alle hier vorgestellten Weine habe ich übrigens im urlaubsörtlichen Supermarkt erworben, auch hier gibt es keine Berührungsängste. Zum Vergleich wäre es bei uns ungefähr so, wie wenn die Rotweine von Rudolf Fürst hier in Franken im Edeka-Regal stehen würden.

Teran vom Weingut Franc Arman, Jahrgang 2012

Rotwein Flasche Teran von Franc Arman

Der typische Rote aus Istrien


Die Rebsorte Teran ist eine autochthone Sorte Istriens, sie wird aber auch im Friaul angebaut. In Italien wird die Rebsorte auch manchmal als Refosco bezeichnet.

Die Sorte bringt sehr kräftige, manchmal derbe Rotweine hervor. Wie so oft ist hier auch das Geschick des Winzers gefragt. Franc Arman ist einer der renommierten Erzeuger in Istrien und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sein Teran überzeugt. Ein frischer Roter, dessen Tanningerüst sehr schon eingebunden ist. Keine Spur von Derbheit.

Auch ein Beispiel was autochthone Sorten leisten können – dieser Wein braucht landestypische Küche. Kräuterwürzige Lammkoteletts, ein lauer Sommerabend am Meer und dieser Wein dazu: perfektes Urlaubsglück!

Dieser Teran reifte im Stahltank, es gibt in aber auch als Barrique-Version, die naturgemäß noch fülliger daherkommt. Beide Varianten sind zu empfehlen, wie auch alle anderen Weine des Familienbetriebs Franc Arman (hier zur Website).

Dieser Wein kostete vor Ort ca. 10 Euro.

Malvasia vom Weingut Kabola, Jahrgang 2014

Flasche Malvazija von Kabola mit gefülltem Weinglas

Die Rebsorte Istriens: Malvazija oder Malvasia


Wenn Teran die typische rote Rebsorte Istriens ist, heißt das weiße Pendant dazu Malvasia (oder Malvazija). Eine Sorte, die auch ganz hochklassige Qualitäten hervorbringt. Aber auch schon die Basisqualitäten sind in der Regel ausgezeichnet.

Übrigens wird die Sorte auch wieder im Friaul erfolgreich kultiviert. Malvasia ist ein frischer Weißer, der sehr mundwässernd und damit appetitanregend wirkt. Dabei besitzt er typisches Aromenprofil, das von Zitrusfrüchten bis hin zu kandierten Zitrusschalen reichen kann. Mir fällt immer eine Spur Bitterkeit auf, die dem Wein Charakter gibt und ihn unterscheidbar macht zu den üblichen primärfruchtigen Weinen.

Auch hier gilt wieder: ein perfekter Essensbegleiter zur mediterranen Fischküche. Ein Malvasia nimmt es spielend mit den kräftigen Aromen einer gegrillten oder gebratenen Dorade auf. Aus Malvasia werden in Istrien auch Orange Weine erzeugt, d.h. die Schalen werden in der Maische mit vergoren.

Das Weingut Kabola (übrigens mit einer über 100-jährigen Tradition) hat so auch drei Qualitäten im Sortiment: Im Edelstahlfass vergoren (das ist der von uns getrunkene), im Holzfass vergoren (der heißt dann „Unica“) und einen Orange Wein aus der Amphore.

Das Weingut Kabola erzeugt auch Rotwein, Sekt und Olivenöl (der Link zur Website). Ich merke mir das hier mal vor – da gibt es bestimmt noch einiges zu entdecken…

Der Wein kostete ca. 9,- Euro

Malvazija Istarska vom Weingut Coronica, Jahrgang 2014

Flasche Malvasia Wein vom Weingut Coronica

Malvasia die zweite


Auch hier ein Malvasia, auch hier ein Familienweingut (zur Website), auch hier der Jahrgang 2014. Und ein Beispiel welche Interpretationsmöglichkeiten eine Rebsorte zuläßt.

Der Malvasia des Weinguts Coronica wirkt im Vergleich zu oben beschriebenen von Kabola noch pointierter und, wie mir scheint, sortentypischer. Ein Wein so frisch und klar wie aufspritzende Gischt an den Felsenstränden Istriens.

Der Alkohol (ich meine es waren 13%) ist wunderbar eingebunden, die volle Harmonie. Ein extrem „trinkiger“ Wein, die Flasche ist schneller leer als man schaut ;-).

Der Preis für den Malvasia von Coronica liegt bei ca. 9,50 Euro.

Ottocento Crni vom Weingut Giorgio Clai, Jahrgang 2013

Flasche Ottocento Crni von Giorgio Clai

Der istrische Gigant


Giorgio Clai ist einer der istrischen Vorzeigewinzer (wenn nicht sogar der…). Seine radikal erzeugten Weine (Maischegärung, vollkommen ohne Chemie, keine Sulfite) zählen zum interessantesten und besten was Istrien weinmäßig hervorbringt.

Wir hatten bei einem der früheren Urlaub schon einmal das Vergnügen bei einem Restaurantbesuch den unvergleichlichen Sv. Jakov zu trinken. Ein hoch gelobter Orange Wein, den man nicht so schnell vergißt.

Umso erfreuter war ich als im Supermarktregal die Ottocento Weine von Clai entdeckte. Der Crni ist eine Rotweincuveé aus Teran, Merlot und Cabernet. Zum Abschluss eines gelungenen Urlaubs darf es doch mal was besonderes sein, oder?

Der Ottocento ist in der Tat ein wunderbarer Rotwein, komplex aber nicht kompliziert. Anspruchsvoll aber nicht verkopft. Gleichzeitig zugänglich und fordernd für den eigenen Geschmackspürsinn.

Kurz nach dem Öffnen (Weine von Giorgio Clai sollte man eigentlich immer dekantieren) kommt einem etwas Frucht (Brombeere, Zwetschge) entgegen, wahrscheinlich vom Merlotanteil, aber dann wird es sehr schnell kräuterwürzig, die Fruchtaromen treten in den Hintergrund. Kühle Noten pirschen sich heran. Graphit und frisch gespitzter Bleistift spürt man deutlich und kein bisschen Hitzigkeit durch den Alkohol (trotz 14%).

Der Wein ist perfekt ausbalanciert und ein einziges Vergnügen, natürlich als Essensbegleiter wunderbar, jedoch wird hier immer der Wein der Star bleiben und das Gericht in den Hintergrund rücken. Sensationell!

Nun ja, der Wein kostet vor Ort ca. 22,- Euro, aber das Preis-Genußverhältnis ist mehr als günstig.

Mein Fazit zu den Weinen aus Istrien

Bei den getrunkenen Weinen gab es keine Enttäuschung, kein Ausreißer nach unten. Ich empfehle in Kroatien die lokalen, autochthonen Rebsorten zu bevorzugen und nicht zu den billigsten Qualitäten zu greifen.

Unter 7 Euro ist kaum akzeptables zu bekommen. Im Vergleich zu den Vorjahren fällt mir die zunehmende Qualität auf, die Betriebe in Istrien haben wohl verstanden, dass sie der internationalen Konkurrenz nur mit Qualität begegnen können.

Für mich sind kroatische und v.a. istrische Weine immer noch ein Geheimtipp.