Das Epizentrum der Streetfood-Kultur, so könnte man die inzwischen legendäre Markthalle 9 in der Eisenbahnstrasse in Berlin-Kreuzberg bezeichnen. Wer das bunte Treiben am Streetfood Thursday noch nicht erleben konnte, hat in der Tat eine kulinarische Bildungslücke. Mein kürzlicher Besuch (der zweite insgesamt) hat mich, obwohl ich ja schon wußte was mich erwartet, erneut euphorisiert.
Die Markthalle 9 ist eine revitalisiertes Baudenkmal. Eingeweiht im Jahre 1891, diente die Halle schon immer als Markt. Die wunderschöne Eisenarchitektur erinnert mich immer an den Mercato Centrale in Florenz. In den 80er und 90er Jahren kam sie jedoch immer mehr herunter und wurde erst vor wenigen Jahren neu belebt. Inzwischen sind die Veranstaltungen dort nicht nur ein Treff für die Foodies aus dem Kiez, sondern ein Must-see für das internationale Publikum. Mehr zur Markthalle 9 gibt’s hier auf der offiziellen Seite.
Der Streetfood Thursday
Den Ruf als Wiege der neuen Streetfood-Kultur hat die Markthalle 9 zum großen Teil aufgrund des sog. Streetfood Thursday erworben. Jeden Donnerstag von 17.00 bis 22.00 Uhr bieten unzählige (jedenfalls kommt es mir so vor) Spezialitäten aus der ganzen Welt zum unkomplizierten Genießen auf die Hand.
Passende Getränke und ein hoch-entspanntes Publikum machen das Ganze zu einem Gesamterlebnis. Doch Schlag 22.00 Uhr ist es vorbei, die berühmte Glocke läutet und an den Ständen beginnen sofort die Abbau- und Aufräumarbeiten.
Impressionen und Details
Diesmal hatten wir ein bisschen mehr Zeit mitgebracht, als beim ersten Besuch, so dass wir eine Vielzahl der angebotenen Köstlichkeiten probieren konnten. Übrigens auch ein klare Empfehlung: Rechtzeitig hingehen, wer zu spät kommt läuft Gefahr, dass die eine oder andere Spezialität schon ausverkauft ist. Außerdem hat man dann auch die Chance einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern. Für die *hüstel* etwas älteren Foodies ein nicht zu unterschätzender Vorteil (v.a. nach dem zweiten Bierchen).
Asiatisches Streetfood bei Dr. To’s
Den Einstieg machten wir bei Dr. To’s mit einer Probierportion köstlicher Wan Tans, 4 Stück/2 Sorten (bei uns: Rind und Schwein) für 4,- €. Absolut köstlich und der perfekte Appetitanreger (nicht zuletzt durch den scharfen Dip). Dr. To’s hat übrigens auch einen stationären Restaurant-Ableger in der Weichselstrasse 54. Mehr Infos hier!
Craftbeer von Heidenpeters
Welches Getränk paßt ideal zur scharfen asiatischen Küche? Riesling – ja auch, aber besonders auch ein frisches Bier. Und dafür gibt´s in der Markthalle ja die Jungs von Heidenpeters. Sie brauen Bier direkt im Keller der Markthalle. Und das in einer unglaublichen Qualität.
Wenn man aus Franken kommt, ist man in Sachen Bier ja ziemlich verwöhnt. Aber das was die Jungs da aus dem Zapfhahn laufen lassen ist tip-top und braucht keinen Vergleich zu scheuen. Wir tranken das Heidenpeters Pale Ale, das durch extreme Frische und subtile Blütenaromen (Lindenblüte trifft es wohl am besten) voll überzeugt hat. Das 0,3l Glas für 2,90 €.
Cidre Steak vom Comptoir du Cidre
So ein Bierchen macht gleich wieder Hunger und so ging es weiter. 65 Stunden lang geschmortes Cidre Steak kann kein Fehler sein. Schon allein beim Zuschauen bei der Zubereitung der Portionen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Wie prächtig da die Tranchen des saftigen Steaks heruntergesäbelt werden. Keine Frage, her mit der nächsten Portion!
Saftig, aromatisch und fleischig – Umami at its best! Das Team vom Comptoir du Cidre ist inzwischen bundesweit auf Streetfood-Festivals unterwegs. Wer sie mal antrifft, darf sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen mal zu probieren. Portion auf Brot für 6,- €.
Premium Sandwiches von J. Kinski
Wie gut dass nebenan gleich die nächste Versuchung lockte: Sandwiches von J. Kinski (mit dem lustigen Claim: „Lecker seit: immer“). Und das Lingling Lover-Sandwich war dann auch mein persönliches Highlight des Abends. Besser geht’s nicht mehr, nur anders!
Die Kurzbeschreibung der Zutaten sagt alles: Hausgebackenes Dinkel-Vollkornbrot, 200 Stunden Beef von der Freilandkuh, Coleslaw, Gurken-Kimchi, Sprossen-Frühlingszwiebel-Koriander-Mix, japanische Mayonnaise. Eine Portion für 7,- €.
Nach dem Sandwich war wieder Zeit für ein Heidenpeters Pale Ale. Und dann ergatterten wir zum Glück zwei schöne Sitzplätze. Fehlte nur noch was Süßes…
Lemon Cheesecake von Princess Cheesecake
Nach all den herzhaften Aromen ist eine süße Köstlichkeit genau das Richtige. Der Lemon Cheesecake der Konditorei Princess Cheescake war unser Dessert (naja für mich das Pre-Dessert: danach holte ich mir noch eine Kugel echtes Pistazieneis…). Geschmacklich sehr gut, aber der Mürbteigboden war nicht so ganz perfekt, zu dunkel und dadurch etwas zu hart. Mit dem Plastikgäbelchen sehr schwer zu essen. Ein Stück für 4,- € (die Kugel Pistazieneis kostete 1,50 €).
Schon war es 22.00 Uhr und langsam zogen wir mit fröhlichen Horden aus der Halle hinaus in den frühlingshaften Abend. Berlin, du kannst Streetfood!
Wer zum Thema noch mehr wissen will, sollte mal einen Blick in die Streetfood Bibel „Auf die Hand“ werfen. Im Buch sind viele Anbieter aus der Markthalle 9 porträtiert. Hier geht’s zu meiner Rezension!