Pomeranzen-Blutorangen Marmelade

Die Formel ist ja einfach: Winterzeit = Orangenzeit. Wenn man das Angebot in den Läden ein bisschen genauer beobachtet, kann man sogar ein Abfolge der Orangenarten im Zeitablauf feststellen:

Im November bis Anfang Dezember sind meist nur spanische Orangen im Angebot, die oft auch noch nicht sehr gut schmecken. Inwieweit dies auf den intensiven Anbau zurückzuführen ist, sei mal dahingestellt.

Im Laufe des Advents kommen dann bessere Qualitäten aus Spanien und ab Ende Dezember dann auch schon die sehr interessanten Halbblut- bzw. Blutorangen aus Italien. Dann beginnt für mich erst die richtige Orangenzeit, weil ich den intensiven Fruchtgeschmack der Sorten Moro, Tarocco und Sanguinello (die gibt´s aber leider selten) besonders gern mag.

Pomeranzen und Blutorangen

Links die Pomeranzen, rechts die Blutorangen

 

Das Highlight und sozusagen der Saisonhöhepunkt ist dann Ende Januar/Anfang Februar (also jetzt!), wenn es Bitterorangen (Pomeranzen) gibt. Diese kommen meist aus Sizilien. Sie sind normalerweise unbehandelt, weil man ja hauptsächlich die Schale verwenden will. Das Fruchtfleisch gibt kaum was her und ist außerdem voller Kerne. Braucht man aber auch nicht, weil die Schale allein schon der Aromabringer ist. Bitterorangen zeichnen sich, wer hätte es gedacht, durch eine intensive Bitternote aus. Diese harmoniert aber perfekt mit der Fruchtsüße und auch der Säure. Für mich ein vielschichtiges Aromenwunder!


 Die Pomeranze ist eine Kreuzung aus Pampelmuse und Mandarine. Verwendet wird die Frucht für die Herstellung des Curaçao und die italienische „Aranciata“-Limonade.  Natürlich auch für die klassischen Orangenmarmelade. Interessant für alle Abnehmwilligen: Pomeranzen enthalten den Stoff Synephrin,  das stoffwechselanregend wirkt (also ein „Fatburner“). Mehr dazu gibt´s hier zu lesen.


Leider sind die Pomeranzen ja ziemlich schrumpelig und hässlich (kein Wunder, dass „Pomeranze“ auch als Schimpfwort benutzt wird). Wahrscheinlich werden sie wegen ihrer Optik auch ungern spontan gekauft. Und deswegen sind sie selten im Angebot – ein Teufelskreis. Lasst euch vom Äußeren nicht abschrecken – holt Pomeranzen! Auch wenn sie deutlich teurer als „normale“ Orangen sind (das Kilo so zwischen 4,- und 5,- Euro).

Ja und dann – was macht man nun mit den hässlichen Dingern?

Ich schlag mal vor: Marmelade, genauer eine Mischung aus Blutorange und Bitterorange. Und so geht’s:

  1. 3 bis 4 Bitterorangen (ganze Früchte) in reichlich kochenden Wasser ca. 10 Minuten blanchieren, dann den Topf vom Herd nehmen. Deckel drauf, die Orangen im Wasser abkühlen lassen (3-4 Stunden oder über Nacht). Dabei duftet’s schon ganz intensiv.
  2. Die Pomeranzen vierteln, Fruchtfleisch und Kerne entfernen. Übrig bleibt die Schale, sie sollte schön glasig wirken und keine weißen Stellen mehr aufweisen. Die Schale nun in feine Streifen schneiden.
  3. Blutorangen auspressen, ca. 450 ml Saft abmessen (ein 1,5 kg Netz sollte für die Menge ausreichen).
  4. Blutorangensaft mit den Bitterorangenschalen in einen breiten Topf geben. Wer will kann das ganze mit dem Pürierstab mixen, dann werden die Schalenstückchen kleiner. 280 g Gelierzucker (2:1) dazugeben (ich nehme den 2:1, nicht zu süß, so dass der Frucht- und Bittergeschmack sich gut entfalten kann).
  5. Unter permanentem Umrühren aufkochen, drei Minuten sprudelnd kochen.
  6. In Gläschen abfüllen, fertig!
Schalen der Pomeranze

Die blanchierten und geschnittenen Bitterorangenschalen

 


Exkurs Gelierzucker: Mir ist durchaus bewusst, dass Einkochpuristen die Nase über handelsüblichen Gelierzucker rümpfen. Wegen der Zusatzmittelchen, die u.a. ein zu starkes Aufschäumen verhindern. Säure- und pektinhaltige Früchte kann man jederzeit mit normalen Zucker einkochen, aber: Die Einkochzeit verlängert sich dann und das ist für mich das entscheidende Kriterium. Je länger man kocht, desto mehr geht meiner Erfahrung nach der pure Fruchtgeschmack verloren. Zudem sollte man bei normalen Zucker die Zuckermenge höher wählen, also wird das Ergebnis viel süßer sein.


So eine Marmelade passt natürlich zum Toast oder, noch besser, auf frisch gebackenes Brioche. Aber auch zu weichem Käse oder zum Glasieren von Gemüse ist sie wunderbar geeignet.

 

2 Kommentare

  1. jan
    • foodflaneur