Ich glaube es ja selbst kaum: Ein Tofu-Rezept auf dem Blog – und das auch noch freiwillig 😉 Da ich mit bestimmten Ernährungstrends und -moden eigentlich nichts anfangen kann, sind Rezepte, die mit gewissen Restriktionen behaftet sind, hier nicht zu finden.
Damit meine ich z.B. die Verwendung von Tofu außerhalb von klassischen Rezepturen (etwa als texturelles Element in der japanischen Küche).
Bei der Argumentation Tofu könne als Fleischersatz dienen, endete bei mir bislang Verständnis und Motivation für Kochexperimente.
Allerdings sollte man sich und seine Ansichten, nicht nur kochtheoretisch, immer mal wieder kritisch prüfen, um einem bequemen Schubladendenken zu entkommen. Deshalb also ein Tofu-Gericht – als Selbsterfahrungsexperiment quasi 😉
Was ist Tofu eigentlich genau? Die Herstellung ähnelt der Käseherstellung: Sojamilch wird zum Gerinnen gebracht und die festen Bestandteil abgtrennt und mehr oder weniger stark gepreßt.
Die zarteste Form ist der Seidentofu, bekannt als typische Einlage in einer Misosuppe. Soll Tofu gebraten oder mariniert werden, empfiehlt sich die Verwendung von festerem Sorte, der dann schnittfest ist und seine Form gut behält.
Mehr über Herstellung und Verwendung findet sich hier.
Da Tofu eigentlich relativ geschmacksneutral ist (was ihn für mich schon zur „verdächtigen“ Zutat macht) ist eine Geschmacks- und Aromenanreicherung geboten. Angebraten und mit einem tief-würzigem Sud sollte das doch klappen…
Kombiniert wird der Tofu mit allerlei Wurzelgemüsen, so dass also ein vegetarisches Wintergericht entsteht.
Gebratener Tofu – Rezept
Zutaten (für 2 Personen):
- ca. 300 g schnittfester Tofu (ich habe Bioqualität verwendet)
- 1 EL Erdnussöl
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gerieben
- 1/2 TL Ingwer fein gerieben
- 1 – 2 EL Sojasauce (helle oder Shoyu)
- 2 Messerspitzen Fünfgewürzepulver
- 20 g Butter (möglichst kalt, zum Binden)
Zubereitung:
- Tofu in kleine Scheiben schneiden (zwischen 5 und 10 mm Dicke).
- Öl in einer Pfanne (am besten aus Eisen) erhitzen und Tofu darin anbraten (jede Seite ca. 1 bis 2 Minuten, er soll schon deutlich bräunen).
- Tofu herausnehmen und abkühlen lassen.
- Kochfond mit Sojasauce und 50 ml Wasser ablöschen, etwas einreduzieren.
- Knoblauch, Ingwer und Fünfgewürzepulver in den Fond einrühren.
- Kalte Butter einschwenken.
- Tofustücke wieder in den Fond legen und zum Servieren langsam erwärmen.
Mariniertes Wurzelgemüse – Rezept
Zutaten (für 2 Personen):
- 2 Schwarzwurzeln
- 3 Karotten (am besten gelb, orange und violett gemischt)
- 1 Petersilienwurzel
- ca. 100 g Knollensellerie
- 150 ml Geflügel- oder Gemüsebrühe (Veggie oder nicht, das ist hier die Frage)
- 1 Knoblauchzehe
- 4 Scheiben Ingwer
- 2 EL Sojasauce (helle oder japanische Shoyu)
- 2 EL Reisessig
- 1 EL Sherry oder Portwein
- Erdnussöl
- eine Prise brauner Zucker, Chillipulver
Zubereitung:
Schwarzwurzel schälen (am besten mit Gummihandschuhen arbeiten, sonst bekommt man dunkle Flecken auf der Haut, die nur langsam wieder abgehen), in feine Scheibchen schneiden und sofort in eine Schüssel mit Zitronenwasser (Saft einer halben Zitrone auf 1 Liter Wasser) legen.
- Karotten, Petersilienwurzel und Sellerie schälen und ebenfalls in Scheibchen schneiden.
- Brühe in eine Kochpfanne gießen, Schwarzwurzel dazu geben, aufkochen, dann die Temperatur so absenken, das es gerade nicht mehr kocht.
- Nach ca. 2 Minuten die restlichen Wurzelgemüse dazu geben (Schwarzwurzel braucht länger zum Garwerden).
- Ingwer und grob gehackten Knoblauch dazu geben.
- Deckel auf die Pfanne geben und ca. 6 – 7 Minuten gar ziehen lassen (etwas heikel, damit die Gemüse nicht zu weich werden, am besten immer mal wieder probieren).
- Gemüse abgießen, Sud aufbewahren (!!)
- Sud mit Sojasauce, Reisessig, Sherry, Zucker und Chillipulver würzen, 2 EL Erdnussöl unterrühren.
- Gemüse wieder zurück in den Sud geben und für ca. 10 Minuten marinieren (bei lauwarmer Temperatur).
Anrichten
- Wurzelgemüse auf vorgewärmten Teller anlegen, mit Garsud beträufeln.
- Tofuscheiben auflegen (gerne 3-4 übereinander).
- frisches Koriandergrün darüberstreuen.
Schlußbemerkung
Während des Essens entspann sich im Hause Foodflaneur eine lebhafte Diskussion zum Thema Tofu. Hier mal einige Zitate:
Das schmeckt ja nicht wirklich nach was…
Die Konsistenz ist aber ein bisschen komisch.
Warum soll man das nochmal genau essen?
Ja man merkt es, da liegt der Hase im Pfeffer. Trotz einer Intensivbehandlung mit Aromen wird Tofu hier nicht zum Genuß.
Mich erinnerte das Ganze entfernt an angebratene Gelbwurstscheiben, die mir meine Mutter als Kind ab und zu gemacht hat. Auch dieses Gericht hat keinen Eingang in meine Rezeptsammlung gefunden und die Erinnerung daran lebt auch nur von nostalgischer Verklärung.
Kurzum: Ich werde dieses Gericht kein zweites Mal zubereiten. Damit breche ich hier auch mit der Regel im Blog nur Rezepte vorzustellen, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Aber: Möglicherweise gibt es ja auch veggie-affine Leser, die keineswegs der Anti-Tofu-Hardliner-Fraktion angehören. Ihnen kann ich das Rezept auf jeden Fall empfehlen, zumal das Wurzelgemüse wirklich sehr gut schmeckt.
Mich hat bisher nur exakt 1 Tofu-Rezept überzeugt, und zwar dieses hier
http://peho.typepad.com/chili_und_ciabatta/2015/05/yum-yum-reissch%C3%BCssel-mit-tofu.html
Hm ich weiß nicht ob ich noch einen Versuch mit Tofu wagen soll. Danke dir für deine Rezept-Empfehlung!
Hallo Thomas,
ich unterschreibe alles was Du g(b)eschrieben hast!
Gruß, Peter
Wobei das Rezept von Petra (siehe Link oben)
wirklich sehr interessant klingt.
Hallo Peter, vielleicht wagst du dich ja mal dran und berichtest dann? Ich bekomme hier erstmal kein Tofu-Gericht mehr durch 🙂