Der Foodblogger an sich ist ja grundsätzlich mal neugierig interessiert an Entdeckungen rund um das Thema Essen. Da trifft es sich doch gut wenn es Veranstaltungen gibt, die es einem hier besonders leicht machen. Und auf so einer war ich am Wochenende bei wunderbarem Ausflugs-Frühlingswetter.
[Hinweis: Der Beitrag wurde von mir am 20.04.2016 und am 08.05.2017 aktualisiert. Die Ergänzungen stehen ganz unten.]
Die fränkischen Genusstage
Die Genusstage fanden nun schon zum fünften Mal am 18. und 19. April im schönen Weißenburg statt. Das kleine Städtchen wurde einmal mehr zum Mekka aller Genießer und Foodies (zumindest in Mittelfranken). Mein Besuch war nun schon der dritte (ich war bereits 2013 und 2014 da). Ich kann also die Entwicklung etwas verfolgen und das Team vor Ort hat hier wirklich beachtliches auf die Beine gestellt.
Heuer wurden zum ersten Mal zwei Locations bespielt: Die wunderschöne Schrannenhalle und das historische Rathaus. Beide Gebäude sind am Marktplatz gelegen und so nur durch einen kleinen Spaziergang von einander getrennt.
35 Aussteller
Insgesamt waren ca. 35 Aussteller vor Ort (ich hoffe ich habe mich nicht verzählt), deren Angebot sich wirklich sehen (und schmecken) lassen konnte. Allererste Sahne! Ich streue hier nur mal ein paar Namen: Freibäcker Arnd Erbel, K&U Weinhalle, Kloster Plankstetten, Jura Wagyu und noch viele weitere (geht jetzt ein Raunen durch die Leserschaft, ich hoffe doch mal!). Man konnte überall probieren, fragen, diskutieren (und einkaufen). Und das alles in entspannter Atmosphäre – ohne Gedränge und Geschiebe.
Da ich einige Anbieter schon kenne (z.T. auch von früheren Besuchen) war die Qual der Auswahl nicht ganz so groß.
Sterneküche zum Auftakt
Sternekoch Andree Köthe (**) vom Essigbrätlein in Nürnberg servierte vier kleine Amuse Gueule Häppchen (à 2,- Euro). Wir probierten drei von vieren und waren (erwartungsgemäß) begeistert: Pistaziencreme mit jungen Salatherzen, Lauch in Variation und fermentiertes Kraut mit Zitrone und Sauerampfer waren eine großartige Einstimmung!
Wie gut das wir gleich nebenan den Stand vom Brauhaus Binkert entdeckt haben. Herr Binkert hat die Brauerei erst 2012 in Breitengüßbach gegründet (hallo Brauereisterben!) und braut fünf Sorten Bier. Nun ratet mal wieviele wir verkostet haben!? Richtig!
Hier kurz die Verkostungnotizen:
- Original: Feines ausgewogenes Aroma, wohl die Standardsorte. Gut aber nicht außergewöhnlich.
- Weizen: Ein spritziges Weizen mit feiner Perlage, sehr feine Zitrusaromen, wenig Hefetöne (dieser Weizenstil ist wie alles Geschmackssache, mir liegt er nicht so)
- Kellerbier: Wow, vielschichtig, vollmundig. Das naturtrübe Kellerbier hat richtig begeistert!
- Amber: Ein markantes Rotbier, unverwechselbar, hopfig kräftig (hopfengestopft!), sehr schön!
- Porter: Dunkel kräftig, aber für mich mit zuviel Bitterkeit (Referenz ist hier ganz klar das Riedenburger Dolden Dark, obwohl beide 28 IBU haben)
Wir ließen uns von Herrn Binkert also einige Flaschen Kellerbier und Amber zurücklegen (um es später abzuholen).
Nach einem kurzen Intermezzo beim Stand der Metzgerei Prosiegel (Bier macht Appetit auf Wurst!), einer richtig handwerklich arbeitenden Metzgerei, bei dir wir uns wie schon beim letzten Mal ordentlich mit Speck, Pfefferbeißern und Dosenwurst eingedeckt haben, wartete ein paar Schritte weiter das nächtste Highlight.
Deutscher Safran aus Feuchtwangen
Wie wir im Gespräch erfuhren haben Christina & Jean Frédéric Waldmeyer in Feuchtwangen eine kleine Safranproduktion gestartet und beginnen nun allmählich diese kostbare Gewürz zu vermarkten. Der sympathische Herr Waldmeyer erklärte (und das wußte ich noch nicht), dass Safran etwas reifen muss und nach 2 bis 3 Jahren nach der Ernte am besten schmeckt. Wir konnten uns bei einer Geruchsprobe davon überzeugen. Ganz toll, dass man in der Region nun so ein außergewöhnliches Produkt bekommt!
Nach einem kurzen Stopp bei Franken GeNuss, Produzent außergewöhnlich geschmackvoller Haselnüsse (natur, geröstet und als Paste) wechselten wir dann die Location.
Die Schranne
So ein kleiner Spaziergang macht hungrig und so machten wir zuerst eine kleine Pause bei Till-Jonas Heinz von Ess.Brand. Leider war das Angebot schon ziemlich ausgedünnt, so dass wir uns nur noch eine Art „Not“-Burger sichern konnten, aber mit Brioche vom Freibäcker Arnd Erbel. Immerhin!
Und wie gut dass die Brauerei Schneider aus Weißenburg gleich nebenan war: Das blitzsaubere Märzen war bis zum letzten Schluck ein Genuss!
Und nach dem Essen? Ganz klar: jetzt musste was Süßes her. Legendär auf den Genusstagen in Weißenburg: Die hausgemachten Granatsplitter von der NAPO café bar. In fünf Sorten. Phänomenal, wer diese Granatsplitter einmal probiert hat, ist für das süße Pappzeug, das man üblicherweise unter dem Etikett verkauft, nicht mehr zu begeistern. (Kurze Einkaufshilfe: Pro Person sind drei Stück durchaus vertretbar.)
Kochbücher vom kompetenten Buchhändler
So gestärkt war es eine Freude am Bücherstand bei „Matze“ Meyer (Buchhandlung Meyer) durch das Sortiment zu blättern und aufs Angenehmste zu plaudern. Als Kochbuchfan und -sammler bin ich jedes Mal wieder erstaunt so ein individuelles und geschmackvolles (Doppelsinn, versteht ihr!) Sortiment zu finden. Und dazu eine höchst kompetente Beratung. An dieser Stelle muss ich deshalb eine Lanze für die kleinen persönlichen Buchhändler brechen: Wir dürfen die (Koch)bücher nicht dem großen A. überlassen!
Und nachdem wir uns anschließend gleich nochmal verplaudert hatten (Grüße an Stefan & Rosa!) gingen wir leider am Stand von Freibäcker Arnd Erbel leer aus. Ausverkauft, kein Brot mehr! Schade.
Wie gut, dass der Stand des Klosters Plankstetten noch gut mit Backwaren bestückt war, so konnten wir mit Brot den Rückweg zum Auto antreten, nicht ohne eine kleine Pause im wunderschönen kleinen Klostergarten Weißenburg.
Mein Fazit zu den Genusstagen Weißenburg
Erneut ein wunderschönes Genießer-Event im fränkischen Weißenburg. Bestens organisiert, perfekte Locations, auch der neue Standort Rathaus funktioniert. Da kann sich manche größere Stadt eine Scheibe abschneiden (War das der Grund, weshalb der OB Maly aus Nürnberg vor Ort war – Standortspionage? Bier hat er, glaub ich, keines probiert…).
Hochwertige regionale Aussteller, angenehmes Publikum und ja: ein humaner Eintrittspreis (4,- Euro pro Person) machen das positive Urteil komplett. Kleine Kritik in die Richtung der Ausstellerauswahl: Trüffelprodukte brauche ich nicht, wo ist hier der regionale Bezug? Und: es wäre schön wenn alle Anbieter auch Ware bis zum Schluß vorrätig hätten (s.o.)
Für die Zukunft könnte ich mir durchaus etwas Live-Demo-Vorführ-Artiges vorstellen, vielleicht mal ein paar Sterneköche anfragen? Der Besuch im nächsten Jahr ist auf jeden Fall gesetzt. Wir sehen uns, oder?
Neues bei den Genusstagen in Weißenburg [Aktualisierung 2016]
Auch dieses Jahr führte mich der Weg wieder zu den fränkischen Genusstagen nach Weißenburg. Leider war das Wetter am Sonntag, den 17.04. nicht ganz so strahlend sonnig wie im Vorjahr.
Das tat jedoch meiner Vorfreude keinen Abbruch, schließlich gab es ja wieder viel Neues zu entdecken (und Altbewährtes wiederzusehen).
Gutes Stichwort: Kann man die Genusstage besser beginnen als mit den Löffelgerichten von Andre Köthe aus dem Essigbrätlein? Definitiv nicht! Bereits wenn man die Treppe im alten Rathaus hinaufsteigt, kann man schon die ersten Aromen der besternten Gemüseküche riechen.
Und wieder drängen sich viele Menschen in den kleinen Raum, wo Andre Köthe mit seinem Team an einem improvisierten Pass die Löffelchen anrichtet.
Mein Urteil auch diesmal: Grandios!
Nach meiner Beobachtung erging es vielen Besuchern, die sich probieren trauten ähnlich, auch wenn wohl einige zum ersten Mal mit der Sterneküche in Kontakt kamen.
Klassisches Zitat, das ich hier so oder ähnlich hörte:
Lohnt sich des?
Aber hallo – und wie sich das lohnt!
Erfreulich, das sich auch einige neue Aussteller in Weissenburg einfanden. Neu vertreten war beispielsweise das Team vom Archehof Faberhof aus Hilpoltstein.
Hier nutzten wir die Gelegenheit und führten ein längeres Gespräch zum Thema Wollschwein. Wenn man aus erster Hand erfährt, welche Hindernisse man von Behörden und Nachbarn in den Weg gelegt bekommt, bezüglich einer artgerechten (!) Freilandhaltung, kann man nur noch den Kopf schütteln.
Überhaupt: auf den Genusstagen lassen sich gute Gespräche führen, die Aussteller nehmen sich gerne Zeit für Fragen. Ich habe viel Lob über die interessierten und kundigen Besucher gehört – ein Beweis für die exzellente Arbeit, die das Organisationsteam um Rainer Heubeck und Christiane Strub leistet.
Ein fester Anlaufpunkt auch diesmal: Freibäcker Arnd Erbel, der in der Schrannenhalle im gleich am Eingang aufgestellt ist. Er gab sich diesmal nicht nur mit dem Verkauf seiner wunderbaren Brote und Backwaren zufrieden, sondern demonstrierte live wie Brezen entstehen.
Mit diesen Eindrücken endet mein kurzes Resümee 2016 – und ich kann alle Interessierten nur erneut auffordern: Streicht euch den Termin 6. und 7. Mai 2017 dick an, denn dann findet die nächste Ausgabe der fränkischen Genusstage in Weißenburg statt!
Was gibt es Neues? Die Genusstage in Weißenburg [Aktualisierung 2017]
Dieser Termin im Frühling macht mir jedes Jahr große Freude – ein entspannter Sonntagsausflug durch das blühende fränkische Seenland mit dem Ziel Weißenburg. Auch dieses Jahr, wenn auch zu einem etwas späteren Termin, war das schöne Städtchen Schauplatz der fränkischen Genusstage.
Das rührige Team um Christiane Strub und Rainer Heubeck hat die tolle Veranstaltung erneut weiterentwickelt: Neben 10 neuen Ausstellern gab es diesmal eine neue Location: Die ehemalige Karmeliterkirche (seit vielen Jahren als Kulturzentrum umfunktioniert) wurde zum Ort der Begegnung für begeisterte Genießer.
Die Empore dieser Kirche war unser erster Anlaufpunkt, den hier hatte Andree Köthe sein Zelt, oder besser seine mobile Küche, aufgeschlagen. Er präsentierte wie schon in den Vorjahren sensationelle Kostproben seiner innovativen Gemüseküche aus dem zweifach besternten Essigbrätlein in Nürnberg.
Auf den Löffelchen befanden sich im Detail folgende Kombinationen (von rechts nach links):
- Hafer mit japanischem Knöterich
- Quittenblüte mit Vogelmiere
- Rhabarber mit Spinat
- Fermentierter Rettich, Preiselbeere
Die Vielschichtigkeit und geschmackliche Tiefe dieser rein vegetarischen Kostproben war das pure Vergnügen.
So bildete sich auch eine lange Schlange an der Ausgabe, wo Andree Köthe persönlich jedem Gast die Zutaten erläuterte.
Vielleicht kam ja der eine oder andere Besucher zum ersten Mal in Kontakt mit dieser hochkreativen Küche – und wagt sich danach zum ersten Mal ins legendäre Nürnberger Restaurant? Wäre wünschenswert…
In der Karmeliterkirche waren neben einigen bekannten Ausstellen auch einige neue Gesichter vertreten.
Für mich nicht so ganz neu, aber zum ersten Mal vor Ort: Herr Bruckner von Meeresdelikatessen, der z.B. frische Austern anbot (in kluger Standnachbarschaft zu Weingut Weinbau Kraemer, Stichwort Silvaner).
Ein Anbieter, den man getrost zu den Urgesteinen der lokalen Szene zählen kann und dessen Direktverkauf im Ortsteil Buch/Nürnberg ein Einkaufstipp nicht nur für Fisch sondern allerlei französische Lebensmittel ist.
Aufgefallen ist mir noch der Stand mit den Mehlen der Bergmühle von Familie Kössler – schade dass ich meine Mehlvorräte erst aufgefüllt habe. Merke ich mir für nächstes Jahr.
Ebenfalls neu waren, die von uns sogenannten „Ingwermädchen“ (eigentlich Kloster Kitchen). Wer wollte konnte dort einen Ingwerdrink probieren, ein ganz zeitgeistiges Thema, das auch Alfons Schuhbeck gefallen würde 😉
In der Schrannenhalle, dem zweiten Veranstaltungsort, zog es uns dann nahezu willenlos zum Ausschank der Brauerei Schneider – jedes Jahr ein Garant für köstliche Bierspezialitäten. Diese Mal probierten wir ein Weizen IPA, das wie nicht anders zu erwarten ganz großartig war.
Das Team von Till-Jonas Heinz konnte sich heuer mit seinen kleinen Gerichten deutlich steigern – so macht eine Essenpause Spaß!
Fazit zur diesjährigen Ausgabe der Genusstage in Weißenburg
Viel zu schnell war der Sonntag wieder rum, verbracht mit leckeren Köstlichkeiten von ambitionierten Erzeugern, mit netten Gesprächen und der einen oder anderen Entdeckung.
Auf dem Heimweg diskutierten wir noch die neue Location und waren uns nicht einig:
Großzügiger als das Rathaus (diese Jahr nicht bespielt), aber trotz des ungewöhnlichen Ambientes ein bisschen steril und durch die Anordnung der Stände eher wenig einladend. Vielleicht könnte man durch eine andere Gliederung der Stände mehr Stimmung erreichen?
Der etwas nach hinten verschobene Veranstaltungstermin hielt vielleicht auch den einen oder anderen Besucher ab – jedenfalls wirkten sowohl Karmeliterkirche als auch Schrannenhalle heuer nicht ganz so voll. Im Nürnberger Knoblauchsland fand parallel der Tag der offenen Tür statt – und sprach damit teilweise die gleiche Zielgruppe an.
Aber all das ist Kritik auf hohem Niveau: Der alljährliche Genußevent in Weißenburg ist eine Veranstaltung, die ihresgleichen sucht.
Wir sehen uns nächstes Jahr!
Infos und weitere Fotos gibt es direkt auch auf der Website der Veranstaltung.