Teroldego Morei, Weingut Foradori – ein Amphorenwein

Auch während des diesjährigen traditionellen Winter-Ausklang-Kurzurlaubs in Südtirol gab es auf der umfangreichen Weinkarte im Hotel wieder neue Entdeckungen zu machen. Diesmal fiel mir ein sogenannter Amphorenwein auf: Der Teroldego Morei vom Weingut Foradori im Trentino.


Als Amphorenwein bezeichnet man Weine, die in großen Tonamphoren ausgebaut werden. Diese Art der Weinbereitung kommt ursprünglich aus Georgien. Sie ist die wohl älteste Form der Weinherstellung und -vergärung. In Georgien werden solche Weine als „Quevri-Weine“ bezeichnet. Wer mehr wissen will – hier entlang.


Schon die Aufmachung der Flasche deutete darauf hin: Hier kommt was Besonderes. Der Korken ist beim Morei mit einer Art Wachs oder Siegellack verschlossen.

Teroldego Morei von Elisabetta Foradori – Wein aus der Amphore

Das Weingut Foradori, oder vielmehr die Winzerin Elisabetta Foradori, zeichnet sich durch großes Renommee in der Weinwelt aus.

Ihr großer Verdienst ist die Wiederbelebung der autochthonen Rebsorte Teroldego Rotaliano im Trentino – deswegen wird so auch als „Königin des Teroldego“ tituliert.

Ein sehr kenntnisreicher Artikel über ihren Werdegang ist hier zu finden.

Der beste Vertreter dieser Rebsorte heißt bei Foradori „Granato“. Als ich vor vielen Jahren das Weingut Foradori vor Ort in Mezzolombardo besuchen konnte, habe ich mir ein einzige Flasche gegönnt.

Damals war der Granato noch einigermaßen bezahlbar, inzwischen erscheint mir dieser Wein als deutlich überteuert.

Da erscheint die Amphorenversion „Morei“ aus gleichem Haus zum günstigeren Preis eine gute Alternative – und die gängigen Bewertungen bewegen sich auf ähnlichem Niveau.

Flasche und Etikektt Teroldego Morei von Foradori, mit eingeschenktem Glas

Ungewöhnlicher Genuß: Amphorenwein von Foradori


Der Geruch versprach bereits kurz nach dem Einschenken ins Glas ein komplexes Trinkvergnügen: fruchtige Noten, gepaart mit leicht „teerigen“ Anklängen. Bei einer Blindverkostung kann man so einen Wein wohl kaum richtig einordnen.

Schon nach wenigen Minuten Sauerstoffkontakt war der Teroldego Morei voll da – ich denke deshalb, dass ein Dekantieren hier nicht unbedingt notwendig ist.

Der erste Schluck überrascht weiter: der Wein weist eine ganz ungewöhnliche Tanninstruktur auf.

Nicht unangenehm hart, sondern weich, fast eine Art „Tanninbett“ aus der sich die Fruchtigkeit entwickelt. Spannend, sowas hatte ich noch nie bei einem anderen Wein so wahrgenommen.

Das Tannin – also die Gerbstoffe – kommt ja nicht von ungefähr in den Wein. Schließlich steht der Teroldego Morei sage und schreibe 8 Monate auf der Maische in der Tonamphore.

Jeder weitere Schluck ist eine Überraschung: Mal kommt die Fruchtigkeit stärker heraus, die Begleiterin entdeckt vollkommen korrekt Kirschnoten.

Beim nächsten Schluck ist die Mineralik ist ganz präsent – schon stark in Richtung Teer gehend (hört sich jetzt nicht so lecker an, ist aber beim Teroldego typisch und gar nicht unangenehm).

Nicht unerheblich für den Genuß: So ein Wein, fernab von internationaler Stilistik, komplex und individuell ist ein idealer Essenbegleiter.

Wir tranken den Morei auch mit großem Genuß zum Menü mit Wolfsbarsch (Röstnoten, da auf der Haut gebraten) und Entrecote (geniale Kombination zum Wein).

Wenig Alkohol und kein Wein für den zweiten Tag

Sehr erstaunlich fand ich den, für einen Wein dieser Klasse, niedrigen Alkoholgehalt von nur 12 %.

Um nachzuvollziehen, wie der Morei auf mehr Sauerstoff reagiert, ließen wir eine kleine Menge in der Flasche und probierten am Folgetag nochmal. Leider – und auch überraschenderweise – war von der Komplexität nicht mehr so viel zu spüren.

Immer noch ein sehr guter Wein, aber kein Vergleich mit dem ersten Tag.

Dennoch gibt es ein eindeutiges Fazit von der Flasche: Der Teroldego Morei von Foradori war für mich ganz klar eine Erweiterung meines Weinhorizonts und großes Genusserlebnis!