Wein aus Österreich | Verkostungsnotizen

Hochwinterliche Tage mit viel Schnee und klirrendem Frost sind wie geschaffen für die Verkostung üppiger und gehaltvoller Rotweine. Bei einer kleinen Auszeit in den Tiroler Bergen konnten wir in der gut bestückten Weinkarte unseres Hotelrestaurants diesmal also aus dem Vollen schöpfen.

Über die interessantesten Weine gibt’s hier eine kurze Bewertung. Wir tranken zwei Rotweine, die kaum gegensätzlicher denkbar sind (im Weinkosmos Österreichs):

Auf der einen Seite eine absoluter Klassiker-Cuvée aus dem Carnuntum, gewissermaßen ein Referenzwein. Auf der anderen Seite ein Wein ist von einem jungen innovativen Weinmacher, der zeigt was man aus einer etwas verkannten Weinsorte machen kann. Meinen Favoriten? Den verrate ich weiter unten!

Redmont 2012 – Weingut Markowitsch, Carnuntum

Der Redmont ist eine Cuvée aus den Rebsorten Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Syrah. Also eine Mischung aus klassisch österreichischen Trauben und internationalen Rebsorten.

Dies muss kein Nachteil sein, wie man hier sieht. Das Weingut Markowitsch im Örtchen Göttlesbrunn ist auch der Vorreiterbetrieb für Rotweine aus der Region Carnuntum. Car-was? Ja Carnuntum kennt man kaum, es ist „ganz hinten“ in Österreich gelegen. Südöstlich von Wien, schon ganz nah an der Grenze zu Ungarn.


Der Name Carnuntum geht auf die alten Römer zurück, die hier schon Legionen stationiert hatten. Politisch gehört Carnuntum zu Niederösterreich. Hier gibt’s mehr über die Region zu lesen.


 

Flasche Redmont von Markowitsch

Rotweinklassiker aus der Region Carnuntum: Der Redmont


Die ganze Region ist geprägt vom pannonischen Klima, d.h. richtig warme und lange Sommer, die die Trauben auch wirklich ausreifen lassen. Eine Region prädestiniert für Rotwein also. Das merkt man auch beim Redmont. Mit satten 14% Alkohol ist er wahrlich kein Leichtgewicht, aber er schmeichelt vom ersten Schluck mit seiner aromatischen Fülle.

Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, die Tannine sind sehr sanft (der Wein wurde lag 16 Monate im Barrique). Eine wunderbare Fruchtfülle tut sich beim ersten Schluck auf, eher Richtung Kirsch, dann Trockenfrüchte oder Richtung Rumtopf. Der Abgang ebenfalls sehr schön ausbalanciert. Als Essensbegleiter ruft er nach Wildgerichten und rotem Fleisch.

Der Redmont ist für mich ein Beispiel, dass österreichische Wein absolut in der internationalen Rotwein-Liga mitspielen können. Der Nachteil dabei ist nicht zu verschweigen: In einer Blindverkostung hätte ich diesen Wein wohl schwerlich Österreich zuordnen können, trotz Zweigelt-Anteil.

Das Weingut Markowitsch erzeugt eine weitere Top-Cuvée namens Rosenberg (mit Merlotanteil). Den würde ich dann auch schon noch probieren wollen.

Der Wein kostet im Handel ca. 16,- Euro – für mich ein absolut fairer Preis. Mal sehen, was sich aus der Region Carnuntum noch für Weine entdecken lassen. Gute Winzer gibt es dort genug und das Feinschmecker-Magazin schreibt auch:

Das Ende der Qualitätsentwicklung ist in der dynamischen Region Carnuntum sicher noch nicht erreicht

Unplugged Zweigelt – Weingut Hannes Reeh, Burgenland

Bei Weinen mit allzu „kreativen“ Bezeichnungen bin ich ja immer ein bisschen vorsichtig. Und „unplugged“ klingt ja irgendwie nach ehrlichem Rockstar aus der Grunge-Ecke, aber bei einem Wein konnte ich mir nicht so viel unter dem Namen vorstellen.

Als ich jedoch ein bisschen recherchiert und nachgelesen hatte, machte der Name schon Sinn, sehr viel sogar. Der Winzer Hannes Reeh (in seiner Jugend wohl tatsächlich mal Nirvana-Fan gewesen) bezeichnet eine seiner Weinlinien als „Unplugged“ weil sie ungeschönt, unfiltriert und spontan vergoren werden.

Dass mit einer so natürlich ausgerichteten Vinifikation keine „dicke“ Fruchtbombe entsteht sollte klar sein.

Zweigelt Unplugged Weinflasche

Echte Entdeckung: So gut kann Zweigelt sein


Der Unplugged Zweigelt ist ein konzentrierter und dennoch hocheleganter Rotwein, der mir sensationelles Trinkvergnügen bereitet hat. Zweigelt ist für mich ja eher eine Alltagsweinsorte. Aber was Hannes Reeh aus der Rebsorte herauskitzelt ist beeindruckend.

Der Unplugged wirkt wunderbar rund, die Lagerung im Holz hat ihm sehr gut getan. Für die Bekömmlichkeit spricht auch die Tannin- und Säurearmut. Genau das gibt auch eine Charakteristik, die ich schwer woanders als in Österreich verorten könnte. Herkunftscharakter wie man ihn sich wünscht.

Reehs Weinberge profitieren vom warmen pannonischen Klima. Sie befinden sich in der Ortschaft Andau, direkt an der ungarischen Grenze. In Österreich heißt dieser Landstrich Seewinkel (mit See ist der Neusiedler See gemeint). Wer mehr über den Winzer und seine Weine erfahrten möchte findet hier einen ausführlichen Artikel vom renommierten Weinjournalisten Jens Priewe.

Jeder der bis hierhin gelesen hat weiß jetzt natürlich dass der Unplugged mein Favorit unter den beiden Weinen ist. Eine wirkliche Entdeckung!

Der Wein kostet im Handel ca. 15,- Euro, man kann ihn also durchaus nicht nur an hohen Festtagen trinken.

Wer den Wein allerdings in Deutschland sucht, wird nicht fündig werden: Die „Unplugged“-Linie von Hannes Reeh darf in Deutschland nicht unter diesem Namen verkauft werden, da sich die Bezeichnung wohl ein anderes Weingut schützen hat lassen.